=for timestamp Di Nov 14 17:32:30 CET 2006 =head2 Opera seria =head3 Kult um Kastraten -- die Opera seria [Barock] in der Kritik Inhalt: =over =item * Römische/griechische Mythologie [aber nicht ge­schichts­ge­treu; stattdessen Intrigen, Verwirrung etc.] =item * Szenische Pracht =back [Wieso überhaupt Kastraten? =over =item * Ursprünglich: Besetzung von Frauenrollen notwendig, aber Verbot des Singens von Frauen durch die Kirche =item * Probleme: Medizinische Komplikationen; viele schlechte Sän­ger (vor der Kastration weiß man ja nicht, ob aus dem mal ein guter Sän­ger wird); schlechter Stand in der Gesellschaft, wenn man nicht gerade teh star war =item * Kastratenkult: Man ging in die Oper um die Kastraten zu sehen, und nicht der Musik/Oper/Aussagen willen] =back [Wieso Kastraten als Sänger von Herrschern? -- Abgrenzung vom restlichen Volk und von der Natur (→ Überhöhung der Un­na­tür­lich­keit); schöner Klang; Schwierigkeit des hohen Singens] [Story der gehörten Händel-Oper: Typ bringt Kopf vom besiegten Gegner Caesar; der meint, WTF wo ist die Ehre hin etc.] Bühne: =over =item * Kontrast der gegenübergestellten Gefühle =item * Affekte, keine Individualität =item * Statik, keine Aktion =item * [Feste Erkennungselemente, beispielsweise Schwert→Herr­scher oder halb zerissene Kleidung→Untertan] =item * Stereotyper Ablauf: Rezitativ (generalbassbegleiteter Gesang) → Handlung [Musik zweitrangig; nur Zweck der Überleitung] =item * Bravourkunst durch Kolorationen =item * [Wiederholungen, damit die Sänger zeigen konnten, was sie drauf hatten; keine neuen Ideen] =item * Besetzung mit Kastraten → Starkult =back [Cembalo als typisches basso-continua-Instrument] [Rezitativ und Arie immer abwechselnd] =head4 Ablehnung der Tradition -- Christoph Willibald Glucke (Opernreformator; 1814--87) [Grundidee: Weg von der Produktion der Sänger, zurück zur Musik] Kritik: =over =item * Musik wird durch Sänger lächerlich gemacht. =item * Musik dient nicht mehr dem Drama. =item * Musik darf nicht der Show dienen. =back Seine Musik: =over =item * Einfache Melodien =item * Das Wahrhaft Menschliche ausdrücken, keine kalte Schönheit =item * Größere Zusammenhänge durch Recitativo accompagnato [statt secco; viel stärkere Begleitung] =back =for timestamp Mo Nov 27 16:32:38 CET 2006 =for comment Schon am 21.11.2006. [Auch bei Glucke noch Einsetzung von Kastraten, aber nicht mehr in dem Maße bzw. in der Bedeutung] [BTW, unser Unterrichtskonzept: Neu vs. alt; Rückgriffe aufs Alte] [Stilmittel bei XXX (neu1): Sonatenhauptsatzform, Choralzitat, to­na­les System, (großes) Orchester, thematische und motivische Verarbeitung/Arbeit] [Stilmittel bei XXX (neu2): Bimetrik [Melodien unterschiedlicher Takt­ar­ten erklingen zugleich], erweiterte Tonalität, sehr viel Arbeit mit Dissonanzen (vergleichbar mit Filmmusik), Taktwechsel] [Argumente über den Kampf neu vs. alt: =over =item * Einfallslosigkeit =item * Mangel an Originalität =item * "Wer kann sagen, wo »vorwärts« liegt?" =item * "Jedes Kunstwerk muss ein ganz neues Element bei sich haben" =item * Fortschritt nur um den Fortschritt willen =item * Übernahme nur der Struktur, nicht des Inhalts =item * Altes als Quelle =item * Nur reines Handwerk; keine eigentlichen kreativen Ideen] =back =for timestamp Sa Dez 2 17:45:10 CET 2006 =for comment Schon am 28.11.2006. [Argumente, geordnet] =over =item [Kontra Tradition] =over =item * Handwerkliches Können (akademisch) =item * Epigonentum =item * Reaktionäre Haltung, konservativ =item * Wandeln in ausgetretenen Bahnen =item * Mangel an Originalität =back =item [Pro Tradition] =over =item * Ansatzpunkt für neue Entwicklungen =item * Sicherung der Kontinuität des Schöpferischen durch Tradition =item * Anregung der Gegenwart =back =item [Neutral gegenüber Tradition] Stilkopie und nostalgisches Schwärmen bringt Kunsthandwerk hevor. =item [Pro Moderne] Persönlicher Ausdruck, individuelle Idee =item [Kontra Moderne] =over =item * Wo liegt vorwärts? =item * Nicht jede Avantgarde ist zukunftsweisend. =back =back Goethe: "Kein Sehnen nach Vergangenheit, das ewig Neue gestaltet sich aus den erweiterten Elementen des Vergangenen" [XXX: Richtig heißt es wohl "Es gibt kein Vergangenes, das man zurücksehnen dürfte, es gibt nur ein ewig Neues, das sich aus den erweiterten Elementen des Vergangenen gestaltet"] [BTW, wichtiges Merkmal für Moderne: "Geräusche" statt Melodie] [Das Fehlen von Struktur kann darauf hindeuten, dass der Komponist eine bestimmte Stimmung auszudrücken versuchte.] =for timestamp Mi Dez 6 16:47:47 CET 2006 [Paul Hindemith: Neoklassizist, Meinung: Ständige Suche nach Neuem langweilig, Sucht; der Antrieb ist nicht mehr Kreativität etc., sondern nur die Suche nach Neuem um des Neuen willen]