Zu Quotientenvektorraeumen: 1) Definition 2) Rechenregeln 3) Wohldefiniertheitsprobleme 4) Dimensionsformel, Basis 5) Nutzen (unter anderem: zum Gewinnen neuer Vektorraeume aus alten, zur Injektivmachung von linearen Abbildungen, zur Definitmachung von semidefiniten Bilinearformen, zur Konstruktion des Tensorprodukts) Dabei natuerlich viele Beispiele. Exakte Sequenzen: 1) Definition 2) Nutzen 3) Grundlegende Beispiele 4) Homologie Fuer 3) und 4) benoetigt man Quotientenvektorraeume, daher diese Reihenfolge. Bitte keine Angst vor diesen zwei abstrakten Themen haben! Wenn man einmal durchgestiegen ist, sieht man, dass das zwei besonders wenig komplexe Themen sind. Da wir ja am Sonntag und Freitag wahrscheinlich weniger sein werden, kommen eure Fragen auch besser zum Zug. ---- Quotientenvektorraeume 1) Definition Def.: Sei U irgendein Unterraum irgendeines Vektorraums V. Dann ist V/U definiert als V/U = { [v] | v aus V }, wobei [v] = { w | v ~ w } und v ~ w :<=> v - w in U. Es gilt [v] = v + U. Ferner gibt es die kanonische Abbildung pi: V --> V/U, v |-> [v]. Diese ist stets linear und surjektiv, und es gilt ker pi = U. 2) Rechenregeln a) [v] = [w] <=> v - w in U. b) [v] = 0 <=> v in U. c) [v] + [w] = [v+w], a [v] = [av] fuer alle v,w aus V, a aus K. 3) Wohldefiniertheitsprobleme Ganz allgemein, unabhaengig von Quotientenvektorraeumen, muss man, immer, wenn man eine Funktion f: X --> Y definieren moechte, folgende drei Dinge pruefen: a) Jedes Element aus der Definitionsmenge X wird irgendwohin abgebildet. b) Jedes Element aus der Definitionsmenge X wird auch nur auf ein einziges Element abgebildet. c) f(x) liegt in Y für alle x in X. Beispiele: f: R -> R, x |-> 1/x erfuellt nicht a), aber b) und c). g: R -> R, x |-> plusminus x erfuellt a) und c), aber nicht b). h: R -> [0,5], x |-> x erfuellt a) und b), aber nicht c). Oft moechte man speziell im Kontext linearer Abbildungen folgendes machen: Man hat eine lineare Abbildung f: V --> W zwischen Vektorraeumen gegeben und definiert dann: f-quer: V/U --> W, [v] |-> f(v) Diese Abbildung heisst "die von f induzierte Abbildung". Im Allgemeinen ist diese Setzung aber *nicht* wohldefiniert. Vielmehr gilt folgendes Kriterium: f-quer ist genau dann wohldefiniert, wenn U Teilmenge ker f. Bem.: Nimmt man als Unterraum U einfach ker f, so ist also f-quer wohldefiniert, und ausserdem ist f-quer injektiv; auch, wenn f es vielleicht nicht war. 4) Dimensionsformel, Basis Prop.: dim(V/U) = dim V - dim U. Genauer: Seien v_1, ..., v_l Vektoren aus V. Dann bilden die Aequivalenzklassen [v_1], ..., [v_l] genau dann eine Basis von V/U, wenn l = dim V - dim U und span(v_1,...,v_l) geschnitten U = { 0 }. Das kann man auch noch anders formulieren: Sei u_1,...,u_k irgendeine Basis von U. Ergaenze diese zu einer Basis vom ganzen V, u_1,...,u_n. Die Aequivalenzklassen [u_(k+1)],...,[u_n] der ergaenzten Vektoren bilden dann eine Basis von V/U. 5) Nutzen Beispielsweise zur Schaffung von Vektorraeumen mit bestimmten Rechenregeln, zur Injektivmachung von lineare Abbildungen, zur Definitmachung semidefiniter Bilinearformen. ---- Exakte Sequenzen 1) Definition steht im Skript. 2) Nutzen In vielen Teilgebieten der Mathematik (algebraische Geometrie, algebraische Topologie, ...) kommen die Beispiele aus 3) sehr oft vor, sodass man die Kurzschreibweise mit den Sequenzen eingefuehrt hat. 3) Grundlegende Beispiele a) Sei f: V --> W irgendeine lineare Abbildung zwischen Vektorraeumen. Dann ist die Sequenz 0 --> V --> W, wobei die erste Abbildung die Nullabbildung und die zweite Abbildung f ist, genau dann an der Stelle V exakt, wenn f injektiv ist. b) "Dual" dazu: Sei f: V --> W irgendeine lineare Abbildung zwischen Vektorraeumen. Dann ist die Sequenz V --> W --> 0, wobei die erste Abbildung f und die zweite die Nullabbildung ist, genau dann an der Stelle W exakt, wenn f surjektiv ist. c) Seien f: V --> W und g: W --> Z lineare Abbildungen zwischen Vektorraeumen. Dann ist die Sequenz 0 --> V --> W --> Z --> 0, wobei die erste Abbildung die Nullabbildung, die zweite f, die dritte g und die letzte die Nullabbildung ist, genau dann exakt (an den Stellen V, W und Z), wenn f injektiv, g surjektiv und im f = ker g ist. d) Sei U ein Unterraum eines Vektorraums V. Dann ist die Sequenz 0 --> U --> V --> V/U --> 0 stets exakt, wobei die erste Abbildung die Nullabbildung, die zweite die Inklusion, die dritte die kanonische Projektionsabbildung und die vierte die Nullabbildung ist.