Zuletzt geändert: Mi, 06.12.2006

«K12/K13» Opera seria «PDF», «POD»




0.0.1 Opera seria

0.0.1.1 Kult um Kastraten – die Opera seria [Barock] in der Kritik

Inhalt:

  • Römische/griechische Mythologie [aber nicht ge­schichts­ge­treu; stattdessen Intrigen, Verwirrung etc.]

  • Szenische Pracht

[Wieso überhaupt Kastraten?

  • Ursprünglich: Besetzung von Frauenrollen notwendig, aber Verbot des Singens von Frauen durch die Kirche

  • Probleme: Medizinische Komplikationen; viele schlechte Sän­ger (vor der Kastration weiß man ja nicht, ob aus dem mal ein guter Sän­ger wird); schlechter Stand in der Gesellschaft, wenn man nicht gerade teh star war

  • Kastratenkult: Man ging in die Oper um die Kastraten zu sehen, und nicht der Musik/Oper/Aussagen willen]

[Wieso Kastraten als Sänger von Herrschern? – Abgrenzung vom restlichen Volk und von der Natur (→ Überhöhung der Un­na­tür­lich­keit); schöner Klang; Schwierigkeit des hohen Singens]

[Story der gehörten Händel-Oper: Typ bringt Kopf vom besiegten Gegner Caesar; der meint, WTF wo ist die Ehre hin etc.]

Bühne:

  • Kontrast der gegenübergestellten Gefühle

  • Affekte, keine Individualität

  • Statik, keine Aktion

  • [Feste Erkennungselemente, beispielsweise Schwert→Herr­scher oder halb zerissene Kleidung→Untertan]

  • Stereotyper Ablauf: Rezitativ (generalbassbegleiteter Gesang) → Handlung [Musik zweitrangig; nur Zweck der Überleitung]

  • Bravourkunst durch Kolorationen

  • [Wiederholungen, damit die Sänger zeigen konnten, was sie drauf hatten; keine neuen Ideen]

  • Besetzung mit Kastraten → Starkult

[Cembalo als typisches basso-continua-Instrument]

[Rezitativ und Arie immer abwechselnd]

0.0.1.1.1 Ablehnung der Tradition – Christoph Willibald Glucke (Opernreformator; 1814–87)

[Grundidee: Weg von der Produktion der Sänger, zurück zur Musik]

Kritik:

  • Musik wird durch Sänger lächerlich gemacht.

  • Musik dient nicht mehr dem Drama.

  • Musik darf nicht der Show dienen.

Seine Musik:

  • Einfache Melodien

  • Das Wahrhaft Menschliche ausdrücken, keine kalte Schönheit

  • Größere Zusammenhänge durch Recitativo accompagnato [statt secco; viel stärkere Begleitung]

[Auch bei Glucke noch Einsetzung von Kastraten, aber nicht mehr in dem Maße bzw. in der Bedeutung]

[BTW, unser Unterrichtskonzept: Neu vs. alt; Rückgriffe aufs Alte]

[Stilmittel bei XXX (neu1): Sonatenhauptsatzform, Choralzitat, to­na­les System, (großes) Orchester, thematische und motivische Verarbeitung/Arbeit]

[Stilmittel bei XXX (neu2): Bimetrik [Melodien unterschiedlicher Takt­ar­ten erklingen zugleich], erweiterte Tonalität, sehr viel Arbeit mit Dissonanzen (vergleichbar mit Filmmusik), Taktwechsel]

[Argumente über den Kampf neu vs. alt:

  • Einfallslosigkeit

  • Mangel an Originalität

  • "Wer kann sagen, wo »vorwärts« liegt?"

  • "Jedes Kunstwerk muss ein ganz neues Element bei sich haben"

  • Fortschritt nur um den Fortschritt willen

  • Übernahme nur der Struktur, nicht des Inhalts

  • Altes als Quelle

  • Nur reines Handwerk; keine eigentlichen kreativen Ideen]

[Argumente, geordnet]

[Kontra Tradition]
  • Handwerkliches Können (akademisch)

  • Epigonentum

  • Reaktionäre Haltung, konservativ

  • Wandeln in ausgetretenen Bahnen

  • Mangel an Originalität

[Pro Tradition]
  • Ansatzpunkt für neue Entwicklungen

  • Sicherung der Kontinuität des Schöpferischen durch Tradition

  • Anregung der Gegenwart

[Neutral gegenüber Tradition]

Stilkopie und nostalgisches Schwärmen bringt Kunsthandwerk hevor.

[Pro Moderne]

Persönlicher Ausdruck, individuelle Idee

[Kontra Moderne]
  • Wo liegt vorwärts?

  • Nicht jede Avantgarde ist zukunftsweisend.

Goethe: "Kein Sehnen nach Vergangenheit, das ewig Neue gestaltet sich aus den erweiterten Elementen des Vergangenen"

[XXX: Richtig heißt es wohl "Es gibt kein Vergangenes, das man zurücksehnen dürfte, es gibt nur ein ewig Neues, das sich aus den erweiterten Elementen des Vergangenen gestaltet"]

[BTW, wichtiges Merkmal für Moderne: "Geräusche" statt Melodie]

[Das Fehlen von Struktur kann darauf hindeuten, dass der Komponist eine bestimmte Stimmung auszudrücken versuchte.]

[Paul Hindemith: Neoklassizist, Meinung: Ständige Suche nach Neuem langweilig, Sucht; der Antrieb ist nicht mehr Kreativität etc., sondern nur die Suche nach Neuem um des Neuen willen]